Woher weiß ich, was ich weiß?

Überlegen wir zunächst gemeinsam, wie wir überhaupt verstehen können, wie Wissen zu uns gelangt, und was da in unserem Hirn geschieht, wenn wir Wissen und Verständnis erlangen.

Dein Gehirn ist die Steuerzentrale für den ganzen Körper, Sitz deines Bewusstseins und Speicherorgan für alle Informationen, die über deine Sinnesorgane zu ihm gelangen. Es wiegt etwa 1,3 kg und besteht u.a. aus etwa 100 Milliarden Neuronen (Nervenzellen), die über 100 Billionen Kontaktstellen (Synapsen) miteinander kommunizieren. Jedes Neuron ist also mit etwa 1000 anderen Neuronen verbunden. Die Verbindungsleitungen zwischen all deinen Neuronen sind, würde man sie aneinander reihen, ca. 5,8 Millionen km lang (das ist der 145fache Erdumfang).

Zahlen, über die du vermutlich schnell hinweg liest, weil du sie dir nicht vorstellen kannst. Lehne dich zurück und stelle sie dir vor. Es handelt sich um dein Gehirn – ein Wunder, über das wir in den letzten Jahren immer mehr erfahren durften. Alleine die unglaubliche Zahl von Nervenzellen können wir kaum erfassen. Du hast etwa so viele Nervenzellen in deinem Kopf wie es Sterne in der Milchstraße gibt!

Im Folgenden beschäftige ich mich mit der Speicherfunktion des Gehirns. Sehr vereinfacht (nur damit ich es dir besser erklären kann) kannst du dir dein Gehirn wie eine riesige Computerfestplatte vorstellen. Als du neu geboren warst, war diese Festplatte noch fast leer. Deine Mutter hat dir dann beigebracht, wie die Farben heißen, deine Kuscheltiere, die Möbel in deinem Zuhause, Blumen, Bälle, Spielzeuge, Schmetterlinge, einfach alles um dich herum. Heute wissen wir, dass deine Mutter damit Synapsen in deinem Gehirn verschaltet hat. Sie hat deine "Festplatte" mit all diesen Informationen beschrieben.

Deine Mutter und dein Vater haben den Anfang gemacht. In den nächsten Jahren hat dann alles, was dich umgeben hat, den Speicher in deinem Gehirn voll geschrieben. Familie, Lehrer, Mitschüler, Zeitungen, Computerspiele – einfach alles – hat sich in dein Gehirn eingebrannt. Jedes neue Wissen hat sich in deiner Festplatte in Form von Synapsenverschaltungen verewigt. Wieder etwas vereinfacht ausgedrückt, wird all das, was dich umgibt, in deinem Gehirn zu Materie.

Ob du es willst (aktives Lernen) oder nicht: alle Reize, die dich umgeben, verändern dein Gehirn. Sichtbar! Mit modernen Messgeräten können Forscher heute sehen, wie sich das Gehirn ständig verändert, sogar im Tagesverlauf. Es passt sich den Anforderungen an, wächst, wenn es gefordert wird, schrumpft, wenn es wenig benutzt wird. Wenn du darüber mehr erfahren möchtest, dann suche im Internet mit den Suchbegriffen "Neurogenese" und "Plastizität".

Das Hirn "lernt" ständig – und verändert sich dabei. Aber: du hast weder die deutsche Sprache noch das kleine Einmaleins erfunden. Auch nicht die Physik und auch nicht die Informatik. All dieses bereits in dieser Welt vorhandene Wissen wurde von außen in deinem Hirn abgelegt. Auch Verhaltensregeln, Moralvorstellungen, gesellschaftliche Übereinkünfte usw. wurden von außen in deiner Festplatte verewigt (dieser spezielle Lernprozess heißt "Sozialisierung").

Lernen macht Spaß, mir zumindest, und heute haben wir Dank Internet und multimedialer Entwicklung Zugriff auf fast unendliche Lern- und Informationsquellen. Doch müssen wir uns darüber im Klaren sein: Lernen, Wissen, Bildung, das bedeutet zum größten Teil, dass bereits vorhandenes Wissen von irgendwo draußen in unser Hirn downgeloaded wird.

Daraus folgt, und das ist ganz wichtig: die graue Masse in unserem Schädel hat kaum etwas mit uns zu tun. Sie ist wie eine Festplatte, auf die viele Informationen anderer Festplatten (unserer Eltern, unserer Lehrer, unserer Kultur, unserer Umgebung, unserer Gesellschaft usw.) überspielt worden sind - und ständig überspielt werden.

An dieser Stelle empfehle ich dir wieder eine kleine Pause. Nach den letzten Abschnitten werden dir vielleicht seltsame Gedanken durch den Kopf gehen. Schau sie dir an, lass sie wirken!

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